28.01.2019
Markus Wakolbinger hat mit seiner Firma WAKO 3D GmbH leichte und individuell kombinierbare Prothesencovers entwickelt. Schlagkräftige Forschungspartner und das von Land OÖ und der WKOÖ finanzierte Technologie- und Innovations-Management (TIM) haben die Entwicklung zur erfolgreichen Marktreife mitbegleitet.
Die Megatrends Digitalisierung und Individualität machen vor der Orthopädietechnik-Branche nicht halt. Der 3D-Druck ist in der Orthopädietechnik längst ein echtes Zukunftsthema, so etwa für leichte und individuell gestaltete Prothesen oder Orthesen. Die Einstiegshürde für Orthopädietechniker liegt oftmals darin, die Daten richtig zu scannen und anschließend für den 3D-Druck so aufzubereiten, dass das geforderte Produkt am Ende passgenau aus dem Drucker kommt. Hier setzt die WAKO 3D GmbH aus Kirchschlag bei Linz an und stellt seine Expertise in der innovativen 3D Technologie zur Verfügung, die sich das Unternehmen unter anderem bei der Entwicklung von Prothesen-Covers unter der Eigenmarke ce:koon angeeignet hat. Deutlich leichter und langlebiger als herkömmliche Schaumkosmetik, zudem aus unzähligen Farben sowie mit verschiedensten Motiven individuell kombinierbar: So sind jene Prothesen-Covers, welche WAKO unter dem Markennamen ce:koon seit Mai 2018 produziert. Dem Unternehmen ist in der Produktentwicklung ein Quantensprung in Bezug auf Gewicht, exakter Passform und Individualisierung gelungen. Mit den Covers können Träger nunmehr ihre Beinprothese zum einzigartigen Accessoire gestalten. Basis für diesen Wissensvorsprung war eine enge Zusammenarbeit mit den Forschungspartnern Profactor GmbH und FHOÖ (Campus Linz und Campus Hagenberg). In die Wege geleitet hat diese schlagkräftige heimische Forschungskooperation das von Land OÖ und WKOÖ finanzierte Technologie- und Innovations-Management (TIM).
Individuelle und trendige Alternative zu herkömmlicher Prothesenkosmetik
Immer öfter wird nach dieser trendigen und qualitativ hochwertigen Alternative zu herkömmlichen Produkten verlangt. Außerdem haben einige Prothesenhersteller und Sanitätshäuser bereits ihr Interesse bekundet, die Covers in der Zukunft standardisiert bei der Versorgung mit anzubieten. „Das Feedback unserer Kunden zu unseren Prothesen-Covers ist enorm positiv. Viele unserer Cover-Träger tragen nunmehr wieder gerne Röcke oder kurze Hosen. Auch die Leichtigkeit unserer Covers ist ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal, dass von unseren Kunden sehr geschätzt wird, da hier jedes zusätzliche Gramm ein Thema ist“, freut sich WAKO-Gründer Markus Wakolbinger.
Nach 25 Jahren als Buchbinder, Produktionsleiter und zuletzt als Betriebsleiter-Stellvertreter einer Druckerei in Linz hat er diese Marktlücke erfolgreich besetzt und so seinen Wunsch nach Selbständigkeit verwirklicht: „Ich wollte immer meine langjährige Erfahrung im grafischen Bereich mit meiner begonnenen Ausbildung zum MBA in Gesundheitsmanagement an der FH Krems kombinieren. So hat sich dieses Zukunftsthema der digitalen Orthopädietechnik ergeben“, führt Wakolbinger weiter aus.
Umfassendes Projektcoaching für Kundenwünsche „on-demand“
Im Zuge einer Überprüfung des Markennamens „ce:koon“ kam der WAKO-Gründer schließlich mit TIM in Kontakt. Daraus entwickelte sich eine fruchtbare Partnerschaft mit TIM-Berater Stefan Schöfl. Dieser unterstützte WAKO nicht nur bei den Kontakten zu Profactor und FHOÖ sowie in der Beratung zu Schutzrechten und deren Anmeldung, sondern wurde auch bei Förder- und Finanzierungsanträgen sowie weiteren Entwicklungsschritten zu einem unentbehrlichen Projektcoach.
„Die Zusammenarbeit mit TIM ist hervorragend verlaufen! Stefan Schöfl hat mich Schritt für Schritt begleitet und auf die kritischen Erfolgsfaktoren hingewiesen. Ohne diese gute Zusammenarbeit wäre meine Firma sicher nicht so gut vorbereitet“, betont Markus Wakolbinger. In einem ersten Schritt lotete WAKO mit Profactor die Einsatzbereiche des 3D-Drucks aus und evaluierte konkrete Anwendungsgebiete verschiedener Druckverfahren und Materialien. In weiteren Schritten gab es mit der FHOÖ – Campus Linz einen Expertenaustausch zu den Analysemethoden und der Erhebung von Körperdaten sowie der Benutzererfahrungen. Zusätzlich vermittelte TIM den Kontakt zur FH OÖ – Campus Hagenberg, um verschiedene Probleme bei der optimierten Körperdatenerfassung auf Basis der derzeit im Einsatz befindlichen Standardsoft- und Hardware zu evaluieren. Das Ergebnis dieser schlagkräftigen Forschungskooperation führte zur Entwicklung der ce:koon-Cover sowie der ausgewiesenen WAKO Expertise in diesem Technologie-Segment.
Damit unterstützt WAKO vor allem regionale Orthopädietechniker und ermöglicht diesen den Ein- sowie Umstieg, Schritt für Schritt, in die digitale Orthopädietechnik-Welt. Patienten profitieren so von enorm kürzeren Wartezeiten und der Individualität sowie Passgenauigkeit. Denn nach dem Scan durch den Orthopädietechniker bereitet WAKO die Daten individuell laut Angaben des Technikers auf und schickt sie nach Freigabe an die 3D-Druckerei. Diese druckt die bestellten Produkte aus dem dafür notwendigen, zertifizierten Material innerhalb von 24 Stunden on demand und versendet sie nur einen Tag später nach dem Auskühlen.
Goldmedaillen-Gewinner setzt auf ce:koon Prothesen-Cover
Durch den ständigen Informationsaustausch mit seinen Kundinnen und Kunden sowie der Kooperation mit den Orthopädietechnikern kann WAKO die Produkte stetig weiterentwickeln und exakt an die Bedürfnisse bezüglich der leichten Handhabung und des Tragekomforts anpassen. Ein zufriedener Kunde ist etwa David Behre. Der seit einem Unfall beidseitig unterschenkelamputierte Leichtathlet ist Weltmeister und Goldmedaillengewinner bei den Paralympischen Spielen in Rio de Janeiro in der 4 x 100m Staffel. „Neben den offensichtlichen Vorteilen für die Trägerinnen und Träger profitieren auch die Umwelt und die Region von der Innovation von WAKO“, unterstreicht TIM-Berater Stefan Schöfl.
Lohnender Beitrag für Umwelt, Region und Branche mit Wachstumspotenzial
Zum einen wird der Materialeinsatz im Vergleich zu den bislang aufwendigen hergestellten Orthesen und Schaumkosmetik deutlich reduziert. Zum anderen bringt die Kooperation mit lokalen Orthopädietechnikern regionale Wertschöpfung und ermöglicht neue, wettbewerbsfähige Angebote im Gesundheitsbereich. „Daher freut es uns umso mehr, dass die individualisierten Cover auf dem Markt voll eingeschlagen haben und wir sind davon überzeugt, dass das Wachstumspotenzial enorm ist“, so Gründer und Geschäftsführer Markus Wakolbinger. „Die steigende Produktion - getrieben von dynamischen Nachfrage aus dem In- und Ausland und gepusht durch die in Kürze erscheinenden Cover Linie S und X2 – wird von mir alleine bald nicht mehr zu stemmen sein. Daher ist unser nächstes Etappenziel fürs kommende Jahr die Beschäftigung der ersten Mitarbeiter im Betrieb“, blickt Wakolbinger positiv in die Zukunft.
www.wako3d.com
www.tim.at